Sprachlerntagebuch im Kindergarten
Tagebücher sind aus der Mode gekommen. Sie halfen dabei, Erlebnisse vor dem Vergessen zu bewahren, Gedanken zu ordnen oder gaben Unterbewusstem wahrnehmbare Konturen. Es sind genau diese Eigenschaften, welche dem Tagebuch als „Sprachlerntagebuch“ zu einem Comeback verhalfen – und zwar in der pädagogischen Avantgarde der Kindergartenszene. Was in Berliner Kitas mittlerweile als Standard gilt, möchten wir an der IGS für unser Sprachförderprogramm im Kindergarten adaptieren.
Wie es funktioniert?
Das Sprachlerntagebuch besteht aus Seiten, die in einem Portfolio-Hefter für jedes Kind abgelegt werden. Die einzelnen Seiten sind bestimmten Leit-Themen gewidmet. Auf jeder Themenseite befindet sich ein beliebig erweiterbares Ausmalbild, welches von unserer Kunstlehrerin Sue King entworfen wurde. Die verschiedenen Teile des Ausmalbildes dienen als gezielte Sprachanlässe.
Kinder und Erzieher kommen über die Abbildungen ins Gespräch. Die vorgegebene Zeichnung gilt lediglich als Impuls und kann von den Kindern beliebig durch eigene Vorstellungen ergänzt und erweitert werden. Im Idealfall zeichnen und assoziieren die Kinder frei. Für Eltern und Erzieher sind auf den jeweiligen Seiten des Sprachlerntagebuches solche grundlegenden Sprachstrukturen vermerkt, die geeignet sind, die jeweiligen Themen sprachlich zu bewältigen.
Die von den Kindern verwendeten sprachlichen Mittel werden von den Erzieherinnen und Erziehern schriftlich auf den Themenseiten notiert. Mithilfe themenspezifischer Bildkarten wird das passive Sprachwissen der Kinder aktiviert und die Arbeit mit dem Sprachlerntagebuch unterstützt.
Mit diesem methodischen Vorgehen können die Kinder Sprache entsprechend ihrer individuellen Interessen und in ihrem eigenen Tempo entwickeln. Gleichzeitig bietet dieses Portfolio den Erzieherinnen und Eltern die Möglichkeit, den Stand der Sprachentwicklung zu dokumentieren und systematisch zu begleiten.
Die jeweiligen Themenbereiche des Sprachlerntagebuchs werden nicht per Kalenderdatum abgeschlossen, sondern erfahren beim gemeinsamen Durchblättern eine regelmäßige Wiederholung sowie eine sukzessive Erweiterung entsprechend dem Konzept eines Spiralcurriculums.
Die Sprachlerntagebücher des Kindergartens dienen darüber hinaus als Basis für die halbjährigen Entwicklungsgespräche, welche wir gemeinsam mit den Eltern durchführen.