Neues aus der IGS

Online school because of Corona Virus week 1
14 Feb 2020

Schule geschlossen: Unterricht geht weiter

igs_online  Video

Es ist Sonntag, 19:10 Uhr. In einer E-Mail bestätigte sich das, was bereits in den sozialen Netzwerken kursierte: Um eine Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus zu vermeiden, bleiben die Schulen in Ho-Chi-Minh-Stadt laut Anordnung der Behörde für Bildung und Ausbildung zunächst für eine Woche geschlossen.
Noch während der vietnamesischen Neujahrsferien waren vorbeugende Maßnahmen zum Infektionsschutz veranlasst worden: Temperaturmessung mit Infrarot-Thermometern,  Händedesinfektion vor Betreten der Schule, Masken für Schüler und Lehrkräften gehörten dazu.
Online school because of Corona Virus week 1
Um 9:30 Uhr trafen sich die Lehrkräfte zum Krisenmeeting auf dem IGS Campus. Schnell wurde klar: Der Unterricht findet online statt. Neben einem Krisenstab für organisatorischen Fragen, stellte die Schulleitung Mitglieder der Online Education Task Force auf dem Treffen vor.
Die bereits im regulären Unterricht etablierten virtuellen Klassenräume wurden von den Lehrkräften mit selbst erstellten Lehrvideos, Anleitungen und Materialien ausgestattet; Stundenpläne wurden angepasst.
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Ein kurzes Tutorial zur Nutzung von Videokonferenzen führte die EdTech-Beauftragte der Schule durch.
Innerhalb eines Schultages stellten die Lehrkräfte ihre Unterrichtspläne auf igs_online um.
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Während ab der 7. Klassenstufe der Unterricht weitgehend dem regulären Stundenplan folgte, waren in den Klassenstufen 1-6 stärkere Anpassungen notwendig. Der ICT-Unterricht findet an der IGS erst ab der Klasse 3 statt, weshalb der Online-Unterricht in den unteren Jahrgangsstufen methodisch anders aufbereitet werden musste und stark auf die Unterstützung durch Eltern oder Geschwister zu Hause angewiesen war.
Wie sieht ein Online-Arbeitsplatz zu Hause aus?  Ein ruhiger Arbeitsplatz, eine stabile Internetverbindung, Notebooks oder Computer – kein Mobiltelefon und ein bequemer Stuhl in richtiger Höhe – so etwa stand es in den Anleitungen der Schule, welche die Familien zu Hause erhielten.
Am Dienstag war es dann endlich soweit! Über einen Klick auf die erste Stunde im Online-Stundenplan gelangten die Schüler der Sekundarstufe in das virtuelle Klassenzimmer ihres Klassenlehrers. Ein Schüler gestand, dass er nachts vor Aufregung kaum schlafen konnte.
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Während die Schüler in der Sekundarstufe den Unterricht in Form von Konferenzschaltungen erlebten, erhielten die Grundschüler eher Aufgaben und Erklärvideos, die von den Lehrkräften und den Lehrassistenten eigens für die jeweiligen Stunden erstellt worden sind. Es lag nun in der Verantwortung der Eltern, die gelösten Aufgaben abzufotografieren und  zurückzusenden. In Klasse 2 erfolgte die Kommunikation direkt über die Plattform Seesaw.
Wie auf dem Schulcampus, bewegten sich die Schüler der Sekundarstufe von Klassenraum zu Klassenraum. Das nächste Klassenzimmer war gewissermaßen einen Klick entfernt. Lange Laufwege gab es also nicht. Die Anwesenheit und Unterrichtsinhalt wurden, wie sonst auch, im elektronischen Klassenbuch vermerkt.
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Für die technische Unterstützung, stand in jedem Klassenzimmer ein Help-Desk zur Verfügung. Über den Help-Desk konnten Schüler und Lehrer jederzeit Fragen an einen der EdTech-Verantwortlichen der Schule richten. Für Fragen zur Internetverbindung oder Herausforderungen mit der Hardware stand der technische Support-Dienst bereit.
Das Feedback nach dem ersten Online-Schultag war überraschend positiv. Einige Schüler, die sich sonst im Unterricht eher zurückhaltend zeigten, zeigten sich plötzlich aktiv; einige Schüler, denen eine konzentrierte Arbeitsweise im regulären Unterricht manchmal schwer fällt, waren im Online-Unterricht äußerst konzentriert dabei.
Lucy schreibt: Es ist traurig ohne Freunde; Karel meint: Der Online-Unterricht war viel anstrengender als in der Schule. Dass man länger schlafen konnte und sein Lieblingsessen bestellen konnte, fand Bin ziemlich klasse. Einige Schüler schrieben, dass es schade sei, sich nicht so viel unterhalten zu können und dass es weniger Möglichkeiten gab, sich zu bewegen. Was gar nicht ging? Minh schrieb:  “Die Klasse konnte nicht so oft zusammen lachen und Witze machen, da die Lehrer alles mithören.”
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Methodische Herausforderungen wurden schnell deutlich. Einige Lehrer berichten, dass sie von ihren Schülern aus dem Klassenraum „geklickt“ worden seien. Die Mikrofone der Schüler mussten bei Betreten des virtuellen Klassenzimmers zunächst ausgeschaltet werden, um Hintergrundgeräusche zu vermeiden.
Natürlich funktionierten auch typische sprachliche Wendungen aus dem Klassenzimmer online nicht. Wer hat seine Hausaufgaben nicht erledigt?  Auf diese Frage antworteten mehrere Schüler mit „ich.“  Wer diese Schüler waren, konnte man online nicht ohne die Chatfunktion feststellen.
Dass Aufforderungen, wie Hebt die Hand, wenn ihr etwas nicht verstanden habt.  im Online-Unterricht mit 18 Teilnehmern ebenfalls nicht funktionieren kann, wurde sehr schnell deutlich.
Klassenzimmer sind normalerweise geschützte Räume, in denen man sich von Eltern und Fremden unbeobachtet ausprobieren kann. In den virtuellen Klassenzimmer erschienen aber manchmal mit bester Absicht Eltern, Geschwister oder sogar Haustiere und lenken vom Lerngeschehen ab. Natürlich verleitet das Kinderzimmer zu Hause auch dazu, sich bequem vom Bett aus zuzuschalten oder mehr Fokus auf den gut sitzenden Haarschnitt als den Unterrichtsstoff zu lenken.
Die Schulschließungen gingen in die zweite Woche. Dem Feedback entnahmen wir, dass die Bildschirmzeiten zum Teil Kopf- und Augenschmerzen verursachten, insbesondere, wenn die Kinder nach ihrem Online-Schultag noch zum Mobiltelefon griffen und zusätzliche Zeit online verbrachten.
Mit einem gezielten Methodenwechsel, d.h. Arbeitsphasen ohne Bildschirm und gezielte Übungen in den virtuellen Sportstunden wurde versucht, den Unterricht ausgewogener zu gestalten und zu rhythmisieren.
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Abschließend kann festgestellt werden:

  1.     Ohne die bei Schülern und Lehrkräften aus dem regulären Schulalltag vorhandenen  Kompetenzen im Umgang mit EdTech-Anwendungen wäre eine Umstellung auf den Online-Unterricht in dieser       Form nicht möglich gewesen.
  1.     Der Online-Unterricht erfordert ein methodisches Vorgehen, welches sich vom traditionellen Unterricht unterscheidet.
  1.     Einige Schüler zeigten beim Online-Unterricht eine höhere Konzentration und beteiligten sich aktiver am Unterrichtsgeschehen.
  1.   In Klassen mit größerer Anzahl von Schülern war es schwieriger, geeignete Interaktionsformen sicherzustellen.
  2.   Zuverlässige technische Voraussetzungen und unmittelbarer technischer Support sind  Voraussetzung für die Umsetzung des Online-     Unterrichts.

Ihr Dirk Thormann
Schulleiter