Zum internationalen Frauentag
Es sei ein großer Erfolg gewesen, als am 28. Februar 1909 der erste, damals noch nationale Frauentag in den USA ins Leben gerufen wurde. Von der Idee inspiriert, regte Clara Zetkin auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910 die Einführung eines internationalen Frauentages an. Während zunächst eine der Hauptforderungen im Wahlrecht für Frauen bestand, rückten später auch Aktionen gegen Krieg in den Vordergrund.
Je nach kulturellem Kontext unterscheiden sich heutzutage die Forderungen. Weitgehend ähnlich ist jedoch der Fokus auf die Rolle von Männern und Frauen sowie die Forderung nach Gleichberechtigung im Rahmen dieser Unterscheidung.
Modernere Semantiken von Diversität und traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen existieren mehr oder weniger nebeneinander. Führt man die Begriffe „Gender“ und „Sex“ in die Diskussion ein, so ist die Unterscheidung zwischen dem, was Mann zum Mann oder Frau zur Frau macht, nicht mehr so eindeutig und somit auch die Frage danach, wen oder was wir am Frauentag eigentlich feiern. Eine Idee, ein soziales Konstrukt? Irgendwie oszilliert die Bedeutung dieses Tages zwischen dem Blumenstrauß für die Frau mit clichéhaften Konnotationen und dem Bestreben danach, genau letztere zu dekonstruieren.
Wie wunderbar ist es, wenn man in unserer Welt zunehmend Identität(en) selbst bestimmen, verändern und entwickeln kann – fern von polarisierenden Diskurswärter*innen, von Schwarz und Weiß, Mann und Frau – und zwar ohne bei einem bloßen Tausch traditioneller Rollen stehenzubleiben.
Wie schön es ist, in Kulturen zu leben, in der Diversität als Mehrwert erkannt wird und selbst definierte Identitäten gefeiert werden dürfen.
In diesem Sinne ist der Internationale Frauentag ein großartiger Anlass, Vielfalt und Selbstbestimmung sowie das Durchbrechen benachteiligender Muster und Reflexe zu würdigen.
Ein Grund zum Feiern und Reflektieren für alle Menschen – nicht nur für jene, die sich als Frauen verstehen und als solche geschätzt werden oder Männer, die ihre feminine Seite schätzen.
Ein Hoch auf sie, die wir lieben.